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Mein Weg zu communicAsian.link


Mein großes Interesse an fremden Kulturen datiert aus der Kindheit. Mit dem Wunsch, in eine asiatische Kultur einzutauchen, verbrachte ich die elfte Klasse an einer japanischen Oberschule und lebte in mehreren Gastfamilien. Vom ersten Tage an merkte ich, dass mich mein Gefühl nicht getrogen hatte. Ich liebte die ständige Konfrontation mit Neuem, die Möglichkeiten, hinter jedem Ausdruck, jedem Lächeln, jeder Ecke etwas Unerwartetes zu entdecken und die sprachlichen, kulinarischen und kulturellen Schätze, die sich mir Stück für Stück erschlossen. Ohne mein Selbst zu verleugnen oder meine Herkunft zu vergessen, ging ich fast voll in der japanischen Lebenswelt auf – eine unbeschreibliche Erfahrung, die ich jedem Kulturinteressierten wünsche und die ich später in China und vor allem Vietnam erneut machen durfte. Jede neue Minute, jeder Schritt bedeutete eine Herausforderung und brachte nicht immer unmittelbar Freude. Doch entlohnten mich die tausendfaltigen Erlebnisse, die tiefen Freundschaften und so manche Erkenntnisse, die mich einer Selbstfindung wesentlich näher brachten. Vereinzelt traten unmittelbare Probleme von Organisation oder Verständnis auf, die mich einmal sogar meinen Aufenthalt zu bezweifeln lassen vermochten. Es gelang mir, alle Hürden im gemeinsamen Sinne mit den Menschen meines Umfelds zu nehmen und nebenbei beträchtliche praktische Erfahrung zu gewinnen. So nahm ich Herausforderungen auch an und stürzte mich förmlich darauf. Alle Fächer und Angebote der Schule wollte ich wahrnehmen, bei jeder Kleinigkeit im Haushalt der Gastfamilie helfen, möglichst viele Nachbarn kennen lernen, bei unbekannten Ausdrücken nachfragen und in die verschiedensten traditionellen Künste schnuppern.
So kam es auch, dass ich an der Schule einen Wahlkurs für Kalligrafie belegte und daran schnell eine besondere Faszination fand. In einer der ersten Stunden – die anderen Schüler des Wahlfaches waren bereits gegangen – ließ mich meine Lehrerin mit einem armgroßen Pinsel schreiben. Für die Zeichen wählte ich schlicht den Namen des Heimatortes meiner Gastfamilie. Mit meinem damals noch sehr europäischen Auge fand ich meine schwer leserliche, verkleckste Kalligrafie nicht gelungen. Bei einem von einem der großen japanischen Zeitungsverlage international ausgeschriebenen Wettbewerbe für Oberschüler reichte meine Lehrerin ohne mein Wissen eben diese Kalligrafie ein:


Wie es auch geschah, gewann ich mit diesem Werke unter hunderten den ersten Preis. Meine Liebe zu den chinesischen Schriftzeichen war endgültig besiegelt. Genau wie mein Entschluss, in der internationalen Zusammenarbeit mit Asien tätig zu werden.
Mit diesem Ziel wählte ich nach dem Abitur und knapp zwei Jahre nach meiner Rückkehr aus Japan den Studiengang Kulturwirtschaft. Zugleich wollte ich in Anbetracht meiner Begabung, mich in fremde Kulturen und Sprachen einzufühlen, meinen geografischen Horizont erweitern. Drei Jahre zuvor hatte das Wagnis, mit Japan ein mir bis dato vollkommen unbekanntes Land kennen zu lernen und zu erarbeiten, einen großen Lohn für mich bereitgehalten. Diesen Schritt wollte ich noch einmal gehen und mir die Region als Ganzes sowie deren Länder als Einzelnes erschließen. Das Studium bot dafür die einmalige Gelegenheit. Im schönen Passau, wo drei Flüsse beim Ineinanderfließen ein grün-blau-schwarzes Band in die Landschaft malen, kombinierte ich die beiden Grundlagen für mein berufliches Ziel: Eine Ausbildung in Betriebswirtschaftslehre und das fundierte Erlernen von kulturellen, sozialen, politischen und sprachlichen Strukturen des östlichen Asien. Ich ergriff die Möglichkeit, drei im Rahmen des Studiums angebotene Sprachen zu erlernen: Chinesisch, Thai und ein Jahr später auch Vietnamesisch. Diese Wahl trog mich nicht – heute kann ich mich in all diesen Sprachen gut ausdrücken.
Die internationalen Wirtschaftsbeziehungen waren zu dieser Zeit mein berufliches Wunschziel. In einem großen Unternehmen wollte ich meine Fähigkeiten und Interessen in die Kommunikation mit asiatischen Partnern und die Aktivitäten in Asien einbringen. Mein erstes Praktikum in der Abteilung für internationales Marketing und Vertrieb des Münchner Nutzfahrzeugherstellers MAN gewährte mir Einblicke und praktische Erfahrung im Alltag eines großen Unternehmens. Tatsächlich konnte ich damals nach drei Semestern bereits Sprach- und Ortskenntnisse gezielt für die Analyse von Anforderungen für LKW in Südostasien einsetzen. Trotz meiner Fortschritte in BWL fühlte ich mich im Studium immer mehr zur Südostasienkunde hingezogen. In den höheren Semestern belegte ich Seminare zu sozialen und wirtschaftlichen Bewegungen in der Region, bei denen auch jeweils kleinere Projektarbeiten anzufertigen waren.
In den Ferien nach dem vierten Semester nahm ich ein fakultatives Angebot meiner Chinesisch-Lehrerin wahr, einen einmonatigen Intensivsprachkurs an einer Partner-Universität in Hangzhou zu verbringen. Meinen Aufenthalt verlängerte ich um sechs Wochen, um für das Studium eine Feldstudie durchzuführen. Im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern der Reisegruppe hatte ich schon zwei Jahre Chinesisch gelernt. So konnte ich in der freien Zeit in der Stadt viele Kontakte knüpfen, versteckte Winkel erkunden und auch das nahe Schanghai sowie Suzhou mit seinen wundervollen Gärten besuchen. Doch auch das Leben auf dem Campus, die Freundschaft mit chinesischen Studenten und der heimliche Besuch regulärer Kurse verschafften mir unzählige Eindrücke. Das restriktive Verwaltungssystem der Uni, das mir den Besuch solcher Kurse verbot, meinen Computer beschlagnahmte und mich wegen 38 Grad Körpertemperatur fast drei Tage im Zimmer einsperrte, behalte ich auch in Erinnerung. Die folgende Feldstudie führte mich nach Tsingtau und Peking. Durch den Besuch von Kirchen und Klöstern sowie das Gespräch mit Pfarrern und Gläubigen erkundete ich die Situation des Katholizismus im heutigen China. Unvergesslich ist diese Zeit, die ich in Jugendherbergen unter jungen Chinesen zubrachte, welche die wachsende Mobilität nutzen, um ihr Land kennen zu lernen.
Das Bachelor-Programm sah des Weiteren ein Auslandssemester vor. Als wohl einziger Student meines Jahrganges legte ich dieses ganz an das Ende des Studiums, als alle Kurse besucht und alle Prüfungen erbracht waren. Ursprünglich wollte ich die Zeit in Bangkok verbringen, da ich mich mit Thailand schon in zahlreichen Kursen beschäftigt hatte. Doch meine Vietnamesisch-Lehrerin versprach mir, bei der der Organisation des Aufenthaltes zu helfen, ginge ich nur in ihr Heimatland. So lebte ich für das sechste Semester bei einer Gastfamilie in Hanoi. Auch hier wollte man mich zwingen, an der Uni ausschließlich die Sprachkurse für Ausländer zu belegen. Diese fanden auf einem eigenen Campus statt. Ich musste also auf eigene Faust den Standort des eigentlichen Campus lokalisieren und aufsuchen. Dort war ich auf einmal willkommen und belegte Kurse über Geschichte, Gesellschaft und die alte Schrift. Ich fand mehrere Freunde, deren Familien auf dem Lande ich auch besuchte. Besonders ist mir eine zweitägige Reisernte in Erinnerung: Ich stehe barfuß, aber mit langer Hose bis zur Hüfte in Wasser und Schlamm. Steine und Muscheln schneiden in die Füße, Egel saugen sich schmerzhaft an den Waden fest, die Hose klebt schmutzig an den Knien – und schwere Reisgarben warten darauf, erst mit der Sichel geerntet, dann zu einer halb unter Wasser liegenden Plane gehievt zu werden.
Immer mehr fand ich mich in die Lebenswelt asiatischer Völker ein und begriff gleichzeitig viele zugrunde liegende und übergeordnete Strukturen. In dieser Zeit reifte in mir das Bild meines wahren beruflichen Lebenszwecks: Mich in der Entwicklung zu engagieren. All meine Erfahrungen, Studien und Erlebnisse in der Folgezeit bekräftigten mich in diesem hehren Ziel, sodass es heute stärker ist denn je.
In Vietnam entschied sich auch mein zukünftiges privates Leben: Ich begegnete meiner Frau. Da sie wie auch ich noch in der Ausbildung war, mussten wir uns mehrfach trennen. Dafür hatte ich in der Folgezeit gute Gründe, Vietnam erneut aufzusuchen. Die Liebe war der endgültige Schritt, die mir schon sehr vertraut gewordene Region als zweite Heimat anzunehmen. Ich bin Europäer – doch im Herzen auch Asiat. Das Leben in und mit meiner Schwiegerfamilie während der folgenden Aufenthalte brachte mir auch die überkommene Lebensweise auf dem Land in sehr intimer und intensiver Weise nahe. So könnte ich mit meinen Erfahrungen fast selbst Teebauer in einem Dorf am Fuße mit Dickicht bewachsener Hügel werden.
Meinem Berufswunsch entsprechend entschied ich mich für ein aufbauendes Master-Studium, das mir die asiatischen Strukturen in einem gegenwartsbezogenen, praktischen Kontext noch näher bringen sollte. Der Master Südostasienkunde in Passau zeigte sich als vielversprechendstes Programm im deutschen Sprachraum. In Einführungskursen erlernte ich das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten in Sozial- und Kulturwissenschaft. Ich wählte die Schwerpunktmodule Entwicklungspolitik und wirtschaftlicher Wandel sowie Gender, Religion und Kultur, deren Kurse sich mit aktuellen Dynamiken in der Region beschäftigten. Beim Besuch meiner Zukünftigen in den Semesterferien entschied ich mich für ein Praktikum in einer lokalen Entwicklungsorganisation. Ich trachtete nach Kenntnissen über die Arbeitsweise und -mentalität. Es erwies sich als schwierig, kurzfristig für zwei Monate eine Stelle zu bekommen. Nach aufwendiger Suche schließlich bewarb ich mich erfolgreich bei der Frauenunion. Diese ist dabei, in Vietnam Frauenhäuser aufzubauen und das Selbstbewusstsein sowie die Rechte von Frauen zu stärken. Im Praktikum brachte ich Ideen zum Aufbau neuer Frauenhäuser ein und war am Gestaltungsprozess von Kampagnen beteiligt.
Das Master-Studium beinhaltete ein viermonatiges Forschungsprojekt während des dritten Semesters. Inspiriert von meinem Praktikum ging ich der Frage nach, wie durch Erziehung und Sozialisation von Kindern im ländlichen Vietnam traditionelle Familien- und Geschlechterrollen weitergegeben werden. Dazu befragte ich einzelne Mitglieder dutzender Familien, der Polizei und der Frauenunion. Von Kindern und Erwachsenen wollte ich wissen, wie das Leben in ihrer Familie und der Umgang untereinander aussehen. Ich fragte auch nach ihrer persönlichen Meinung und wie sie die tatsächlichen Rollenverhältnisse bewerten. Bei den öffentlichen Einrichtungen erkundigte ich mich nach der Entwicklung der Fälle von familiärer Gewalt und Missbrauch, nach den präventiven Maßnahmen und der allgemeinen Einstellung zu dem Thema. Das ganze Projekt machte mir großen Spaß, brachte einen reichhaltigen Erfahrungsschatz und viel neues Wissen.
Für die Abschlussarbeit wählte ich ein Thema, welches das Forschungsprojekt sinnvoll ergänzte. Nachdem jenes sich mit der Erziehung im häuslichen Bereich beschäftigt hatte, schrieb ich die Masterarbeit über die öffentliche Erziehung, also das Schulsystem in Vietnam. Ich untersuchte, welche Kritikpunkte am bestehenden System geäußert wurden und legte die unterschiedlichen Reformprojekte von Regierung und internationalen Organisationen dar. Diese Arbeit setzte den Schlussstein meiner akademischen Ausbildung. Gleichzeitig war sie mit der Feldforschung eine direkte Vorbereitung und Einstimmung auf die zukünftige Arbeit, die mich in meiner Wunschbranche erwarten würde.
Eben diese Branche, die internationale Entwicklung, verlangt nach langjähriger Arbeitserfahrung. Daher entschloss ich mich als ersten Schritt in mein Berufsleben zur Eigeninitiative und gründete die communicAsian.link. Ich sehe mein Unternehmen als Möglichkeit, meinen Klienten auf professionelle Weise mit meiner Erfahrung und Expertise zu helfen und mich dabei selbst fachlich wie persönlich weiterzuentwickeln. Mit der Unternehmensgründung verwirklichte ich auch in direkter Weise meine beruflichen Ziele – mit meinen Fähigkeiten Teil des Austausches zwischen Asien und Europa zu werden und einzelne Personen, Organisationen und Unternehmen möglichst gut zu unterstützen. Ich freue mich darauf, auch Sie zu meinen Klienten zählen zu dürfen!

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